Schlesische Stammlinie der Familie Hoffmann

Gregor IV. Hoffmann
* ~ 1610 in Gr. Kniegnitz
+ September 1686 in Gr. Kniegnitz
°° I. um 1640 mit…N.N
°° II. 13.07.1683 mit BarbaraWingelwirth
* ~1645
+ 16.3.1703 in Gr. Kniegnitz

Er war Freigutsbesitzer und Gerichtsscholz in Gr. Kniegnitz.
Als solcher saß er auch zu Gericht.

Ein Richterstuhl aus Arnswalde ist aus dieser Zeit überliefert.

Die Lehne ist geschnitzt oder gedrechselt. Ein Mann hält Richtschwert und Waage in der Hand.

Schöffenstuhl (Quelle, Berlin, Illustrierte Chronik, S. 113; Bildzitat)

Auch Gregors Leben wurde noch vom 30- jährigen Krieg geprägt um 1600-1650))

Acht Jahre vor dem „Westfälischen Frieden" erhielt er das väterliche Freigut.
Nach dem 30-jährigen Krieg fehlten die Bauern, die die Güter bearbeiten konnten. Das änderte die Situation und die Rechtslage, wovon folgende Quelle deutlich erzählt:
„Heute, dato den 29. Jannuarius Anno 1663 Ist von dem fürstlichen Amte die Wüste und abgebrannte Scholtisey alhier wie solche an 2 ¼ Huben frey und 2 ½ Huben dienstbar…verkauft und hingelassen worden…“.
1663 konnte man von “Amtswegen länger nicht zusehen, sondern die Schöltzerey an einen gewissen Mann und Besitzer zu bringen trachten müssen ,und weil sich zu solcher Gregor Hoffmann zu Groß Kniegnitz angegeben, Ist ihm selbige… in einem gewissen Kaufgelde, so hoch es zu bringen gewesen ,hingelassen worden, nemblich umb Vierhundert Thaler“. Als Teilgläubiger und Erbberechtigter konnte sich Gregor Hoffmann angeben.
Gregor IV Hoffmann erwarb am 29.01.1663 die 22 Jahr brach liegende Erbscholtisei für 400 Taler hinzu (immerhin 350 Mark billiger als 1638, da die Gebäude abgebrannt waren), was sicher damals ein mutiger Schritt war, wie sich herausstellte.
Denn „Nach solcher Zeit aber in die 22 Jahr sich niemand, weder Creditor noch jemand anders dessen anzunehmen begehret…“.
1663 bis 1746 war die Erbscholtisei in Familienbesitz der Hoffmanns.
Gregor hatte also 3 Hufen Freigut dazu 1 ½ dienstbare Hufen, 2 ¼ Scholtisei frei und 2 ½ Hufen dienstbar, das waren 9,25 Hufen, also 231,25 ha, wenn man Hufen, als fränkische Hufen mit 25 ha als große Hufen multipliziert, flämisch 155, 4 ha.
Der Wert einer solchen Erbscholteisei war ihm auch nach dem 30-jährigen Krieg noch bewusst und diese Information hat er einsetzen können.
Er hatte den verheerenden Krieg überlebt und nutzte die Zeiten zum Erhalt und Ausbau seines Besitzes. So konnte er für die Familie Hoffmann und für den Schulzenstand einen Erfolg erreichen.
Bei seinem Tode („Nachdem Gregor Hoffmann Erbscholz zu Gr. Kniegnitz für kurz abgewichener Zeit Todes verblichen…“) war das Freigut 4 1/2 Hufen groß, davon 3 frei und 1 1/2 dienstbar.
Die Erbscholtisei war 4 3/4 Hufen groß, davon 2 1/4 frei und 2 1/2 dienstbar.
Er hatte also einen Besitz von ca. 231 ha (9 ¼ Hufen).
Im Güteradressbuch von 1902, S.113, Breslau, sind noch 204 ha verzeichnet.
Er legte hier die Grundlage für den Besitz, der noch 1902 existierte! Vermutlich waren es also fränkische Hufen, da bis 1902 eher einiges verloren gegangen sein wird.
Die Erbscholtisei übertrug er schon 1667 seinem ältesten Sohn Hans.
Barbara, seine 2. Frau, war die Witwe eines Postbereiters und 35 Jahre jünger. Aus dieser Ehe sind keine Kinder bekannt. In einem Testament versorgte er sie mit einem Häuschen und Weideland für Vieh (eine Kuh). Seine Erben sollten das Haus „immer bauständig“ erhalten, solange sie unverheiratet bleiben würde. Sie sei ihm stets “mit…Liebe und Treue“ entgegen gegangen und habe ihn “in seinem baufälligen Alter (74) und steten Unpässlichkeit“ gepflegt und die Wirtschaft versorgt.
Außerdem erhielt sie 100 Taler an barem Gelde.

1686 war Johann Teppichen „der Röm. Kayserl: auch zu Hungarn und Böhaimb Königl. Maytt. der beiden Königl. Ämbter Strehlen und Teich verordneter Amtsverwalter…“.
Er beglaubigt das Testament des „Ehrbaren“ G. Hoffmann.

 Kirche und Schule

Pfarrer von Gr. Kniegnitz zu Gregor IV Hoffmanns Zeiten:
Christoph Steinmetz aus Breslau war seit 1647 bis 1679 über 30 Jahre Pfarrer in Groß Kniegnitz. Danach wird wahrscheinlich Christophs Sohn Johann Christoph Steinmetz Pfarrer in Groß Kniegnitz.
Noch 1697 war auf der Glocke von Groß Kniegnitz zu lesen:
"Pfarrer war damahlen Iohann Christoph Steinmetz"(1679-1701).
Zur Steinmetz-Familie gehört auch der bekannte Pietist und Pädagoge am Hallischen Pädagogium, den jetzigen Frankischen Stiftungen, Johann Adam Steinmetz, der in Groß Kniegnitz geboren wurde.

Ein Bild und eine Leichenpredigt von ihm sind überliefert.

Gregor IV Hoffmann stiftete kurz vor seinem Tode 1685 einen Betstuhl oder Beichtstuhl mit der Figur eines Johannes, der sich noch 1945 in der Kirche von Gr. Kniegnitz befand. Scheinbar war auch er von der Frömmigkeit der Betonung eines persönlichen Sündenbekenntnisses geprägt. Deshalb wurden solche Beichtstühle im evangelischen Bereich wieder populär. Im Jahre 2010 war obiger Beichtstuhl mit Johannesfigur nicht auffindbar.
Neben solchen Frömmigkeitszeugnissen war dies auch ein dörflicher Beleg dafür, dass Schlesien in der zweiten Hälfte des 17. Jh. einen Wiederaufbau erlebte.
Andrerseits erklärt der Schlesische Provinzial-Landtag aus dem Jahr 1687 gegenüber der kaiserlichen Kammer, dass „das gantz erarmte Land“ entvölkert sei und ein „Mangel des Pauer Gesindes“ existiert und Soldatenwerbung dort nicht vollzogen werden soll.
Als ältester Sohn aus erster Ehe wurde Hans (Johannes) Hoffmann erwähnt, der 1686 auch das Freigut erhielt. Anscheinend war sein jüngerer Bruder verstorben.