Schlesische Stammlinie der Familie Hoffmann

         

Johann Gottlieb Hoffmann,        Johanna Eleonore, geb. Grüttner
 * 10.7.1796 in Gr. Kniegnitz              * 26.08.1808 in Karschau
+ 22.08.1848 an Typhus                   + 24.031874 in Gr. Kniegnitz
                                    °°25.11.1828 in Karschau

Freigut Gr. Kniegnitz, Frontseite, Bild vom Freigut im Jahre 2010;  Nur noch der Türgiebel erzählt von alten Zeiten. 

       

  Rückseite                                          Gartenmauer 2010

Gottlieb Hoffmann war Freigutsbesitzer in Groß Kniegnitz von 1814 – 1848. Nach dem Tod seiner Eltern 1813 und 1814 wurden die Brüder seines Vaters zu Vormündern für ihn und seine Schwester ernannt, da er erst 17 Jahre war.
1.) der Rittergutsbesitzer Gottlieb Hoffmann auf Quanzendorf und
2.) der königliche Superintendent Gottlob Hoffmann in Lüben.
Gedient hat er 1817/19 in Strehlen beim 2. Leibhusarenregiment in der Eskadron des Rittmeisters Westphal.
1818 kaufte Johann Gottlieb das Erbteil seiner Schwester.
1828 (gemäß Gemeinheitsteilungsrezess 2.9.1828) wurde die Hutungsbefugnis des Freigutes Groß Kniegnitz mit Vortriebsfreischafen auf den Bauernäckern (das alte Scholzenrecht!) aufgehoben.
Im gleichen Jahr 1828 wurden vom königlichen Fiskus die auf dem Rothschlosser Territorium belegenen und vermessenen 4 Morgen Gräserei 162 Quadratruten von Hoffmanns zum Freigut hinzugekauft. Die Wiesen galten also als königlicher Besitz und mussten freigekauft werden.
Auch für Hoffmanns waren ebenfalls noch „onera perpetua“ (dauerhafte Ehrungen) aus mittelalterlichen den Herzögen zu zahlenden Abgaben noch im Jahr 1828 im Grundbuch für das Freigut eingetragen, das sonst schuldenfrei war. Sie beliefen sich auf 20 Reichstaler 20 Sgr., 10 1/3 Pfg, 3 Scheffel 12 Metzen Hafer, die an das Königliche Amt Rothschloß alljährlich Michaelis zu zinsen waren. Das Freigut musste also 5 Rthl. mehr als das gesamte Dorf ans Kapitel leisten.
In Gr. Kniegnitz war es noch anders als in Senitz, da dort der Herzog schon zuvor den Zins von Senitz abgelöst hatte, was von Gr. Kniegnitz nicht erwähnt wurde.
1835, 1845 und 1850 befassten sich Kabinettsorder mit der Ablösung der Reallasten.
Die Ablösungs-Ordnung vom 31.10 1821 in der die Aufhebung der Hand- und Spanndienste mit einer Entschädigung in Form einer Rente für die Gutsherren und der Anschauung, dass auch Teile bäuerlicher Güter dafür hergegeben werden müssten, führte zu bäuerlichen Unruhen in ganz Schlesien, wobei die Kreise Schweidnitz, Striegau, Waldenburg, Neumarkt, Wohlau und Nimptsch als die bezeichnet wurden, in denen sich die Unruhen besonders stark gezeigt hätten (Bleiber, S.54).
Eine Beruhigung unter der Bauernschaft ist nicht erfolgt.
Schließlich wurde der herrscherliche Besitz vom königlich preußischen Domänenamt verwaltet. Die Verwaltung war in Rothschloss.
Von Herrn T. D . aus Reichenbach konnte ich 2009 durch Vermittlung über Herrn G. untenstehende Cession (Abtretungsbrief) kaufen.


Sie erwähnt den Freigutsbesitzer Gottlieb Hoffmann, an den die Abtretung erfolgte.
Er versuchte wohl seine Finanzen auch durch Anleihen zu verbessern.

1844 war in Schlesien der Weberaufstand.
Bildzitat: „Die Weber" Gemälde von Carl W. Hübner

http://de.wikipedia .org./w/index.php?title=Datei Weber1846.jpg&filetimestamp=2006Qu:DHM Urheber: Machahn 25.10.2006 (UTC)

Immerhin hatte Gr. Kniegnitz auch ca. 48 Garnspinner.

Billigere Produkte der englischen und außerschlesischen Textilindustrie konnten durch die preußische Freihandelspolitik ins Land kommen. Diese zerstörte die Einkommen der schlesischen Hausweberei.
Ein Schlesischer Weber verdiente nun so gut wie nichts mehr. Es reichte manchmal nur für Brot.
G. Hauptmann, „Die Weber". Heine, "Deutschland wir weben dein Leichentuch…" machten das Problem Deutschland weit bekannt.
Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen.
In Breslau folgten 1848 Volksaufläufe und während der Revolution wurden Barrikaden errichtet.
Ein 1848 gewählter Scholz Hoffmann als Stellvertreter im Wahlkreis Nimptsch für die Preussische Nationalversammlung kann leider nicht mit Vornamen identifiziert werden.

Unruhen prägten das Bild in den Städten.
Im Tagebuch meines Urgroßvaters mütterlicherseits Franz Stenger (Bild) wird davon erzählt:

Franz Stenger


„… ein großer Haufen vor dem „Deutschen Kaiser“ (Gaststätte)…Endlich trat einer auf und hielt, so viel ich gehört und behalten habe, folgende Ansprache:“ An die Laternen mit dem Oberpräsidenten, dem Oberbürgermeister, dem Gouverneur und wie sie alle heißen die Volksfeinde. Fort mit all den reichen Blutsaugern, die dem armen Volke das Leben schwer machen und sich mästen mit dem Verdienst der Arbeiter. Was der Reiche besitzt, das gehört dem Armen. Der Reichthum der Reichen muß unter die Armen vertheilt werden!“ -Anhaltendes Bravo!-…Rrrr, ein ander Bild! –
“Die Wachen haben scharf geladen! – Starke Militairpatrouillen und Abteilungen ziehen durch die Stadt u. haben strengen Befehl sofort von der Waffe Gebrauch zu machen, falls ihnen irgendwie Widerstand geleistet wird!  und der zahllose Haufen verlor sich schneller… und es war viel nach 10 Uhr als ich fast mutterseelenallein vor meiner Wohnung anlangte. Und auf der ganzen langen Strecke war ich weder einer Barricade noch einer Militairpatrouille begegnet.“
Am folgenden Tag berichtete er über Grangel… „und dann commandierte er: „Vorwärts Marsch.“ Und mit klingendem Spiele ging er auf die Barricade zu, die immer eine nach der anderen verschwanden, ohne daß nur ein Tropfen Blut vergossen wurde. Derartige theils betrübende, theils erfreuliche Erfahrungen machte ich nun auch…“
Dies war die Welt in der Johann Gottlieb seine Jahre erlebte.
5 Kinder gingen aus dieser Ehe hervor; zwei Söhne und drei Töchter.
1847 stiftete er zur Konfirmation seiner Tochter eine Kanzelbekleidung.
Die älteste Tochter Amalie Gottliebe, die am 6.8.1848 wie ihr Vater an Typhus verstarb, ist ebenfalls in der Familiengruft bestattet.
Er starb in Groß Kniegnitz im Alter von 52 Jahren und wurde beigesetzt am 24.08.1848 in der von ihm 1846 erbauten Familiengruft.
Dort wurde auch sein Onkel Gottlob Hoffmann, früher Superintendent in Lüben, der im Ruhestand in Gr. Kniegnitz lebte, bestattet.

Familiengruft
                                       Zeichnung:Hans Hoffmann

 Bild von 2010

Das ehemals vorhandene Dach ist eingestürzt und ein ursprünglich vor der Kapelle stehendes Kreuz ist noch zum im Bogenfeld sich befindenden Kreuz auf die Frontwand oben aufgesetzt worden.

Nach seinem Tod führte seine Frau das Freigut weiter.
Das Freigut der Familie Hoffmann gelangte „im Königlichen Rothschlosser Domänenamtsdorfe Gross-Kniegnitz“ durch Erbschaft „laut des am 18.Oktober 1848 publizierten Testaments ihres Ehemanns an die verwitwete Hoffmann, Johanne Eleonore, geborene Grüttner, für 20 000 Tlr. und ist der Besitztitel für dieselbe gemäß Verfügung vom 11. Januar 1849 berichtigt worden.“
So steht es im Grundbuchauszug.
Für Hoffmanns waren noch eingetragen:
„22 Floren 38 Kreuzer 3 ½ Heller an Erbzins,
3 Floren, 38 Kreuzer, 3 ½ Heller Steinsalzfuhrlohn
und 4 Floren 30 Kreuzer 3 ½ Heller Auenzins alljährlich termino Michaelis und muss er diesem noch jährlich drei Scheffel 12 Metzen Hafer ins königliche Amt Rothschloss zuzinsen“ (Grundbuch).
[Der Steinsalzfuhrlohn rührt her aus den Steinbrüchen bei Gr. Kniegnitz, die nordwestlich des Dorfes lagen und 1824 auf einer Karte noch verzeichnet wurden. Die Steinsalzfuhrlohndienste haben, wie oben belegt, mit den Laudemien/onera perpetua zu tun. Sie bestätigen im Übrigen die Pauersche Antwort (s. o.) an die kaiserliche Kammer.]
Der Auenzins wurde für die Nutzung der Dorfaue auch wegen der dort befindlichen Häuser bezahlt, die ebenfalls den Hoffmanns gehörten.
Johanna Eleonore Hoffmann kaufte am 24.03.1849 von Franz Hoffmann, einem entfernten Verwandten, die Erbscholtisei für 24 000 Reichstaler hinzu. Die Erbscholtisei war völlig mit Hypotheken belegt. Sie löste teilweise die Hypotheken ab und befriedete entsprechende Gläubiger. (Vertrag in Abschrift vorhanden). Die Besitzer waren in dieser kritischen Zeit vermutlich nicht in der Lage oder gewillt die Ablösungssumme zu zahlen.
Sie war überhaupt eine engagierte Frau.
Mit der Wolle ihrer Schafherde fuhr sie auf den Wollmarkt nach Breslau (Ring), um sie
dort zu verkaufen. Einer der wichtigsten Handelsmärkte in Breslau war der alljährliche
Wollmarkt. Die Wollpreise verdoppelten sich in den Jahren 1740-1800. Die Wollverarbeitung nahm am Beginn des 19. Jahrhunderts nach Aufhebung des Zunftzwanges einen neuen Aufschwung. Im Breslauer Bezirk gab es über 1,2 Millionen Schafe mit einem jährlichen Wollertrag von rund 21.000 Zentnern. Erst in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts ging infolge der Konkurrenz Australiens, der La-Plata-Staaten und Südafrikas die Wollproduktion zurück. Der Schafbestand sank um 83% und der Breslauer Wollmarkt schrumpfte mehr und mehr ein.

 Wollmarkt von 1760 aus Breslau, Austellungskatalog 2009 .                                 

  

Wollmarkt in Breslau (19.Jh) (Qu.: Via Regia, s. Bildverzeichnis   ) Zeit der Johanna Eleonore Hoffmann.

2012 verweist Roswitha Schieb,in ihrem Buch, Jeder zweite Berliner, Schlesische Spuren an der Spree darauf, dass beim Neptunbrunnen von Begas vor der Berliner Marienkirche eine Allegorie der Oder, mit auf ihren Knien liegendem Schafsfell und Ziegenbock, gestaltet sei und darauf, dass hier auf den Breslauer Wollmarkt angespielt würde. 


Dem Freigut wurde eine neue Fläche von 304 Morgen zugemessen und der Erbkauf für 25 000, -Reichstaler wurde am 11. Januar 1849 für Carl Theodor Hoffmann eingetragen.

Nach Konrad Fuchs war „Das Ergebnis dieser Entwicklung…, daß in Schlesien im Jahre 1849 die durchschnittliche Bodenfläche, die auf eine ländliche Grundbesitzung entfiel, 64 Morgen umfasste. Demgegenüber verfügten lediglich 0,5 Prozent aller Besitzer über eine Grundfläche, die zwischen 300 und 600 Morgen lag, während 0,93 Prozent der Grundbesitzer über mehr als 600 Morgen Land verfügten. Dies bedeutete, dass 1,43 Prozent der Grundbesitzer in der schlesischen Provinz der als Latifundien- und Rittergutsbesitzer qualifizierten Kategorie zuzurechnen sind.
Ihnen standen gegenüber 17,4 Prozent Grundbesitzer mit 30 bis 100 Morgen Land,
37,15 Prozent mit 5 bis 30 Morgen Land und schließlich
44,02 Prozent mit weniger als 5 Morgen Land“.
Der älteste Sohn Julius, der am 03.10.1829 geboren war, übernahm mit 26 Jahren 1855 die Erbscholtisei.
Eleonore Hoffmann übernahm Hypotheken der Erbscholtisei und der Besitz ging an ihren Sohn Julius Hoffmann über; später an Gotthard Hoffmann, dessen Sohn, und wurde wiederum von dessen Sohn Gotthard (2) 1917 verkauft an Helene Marwede, geb. Tillner, dann weiter an Neumann. Sie lag seit alter Zeit gegenüber dem Kretscham.

                           
die Erbscholtisei                           Julius Hoffmann, Bruder von Theodor

Freigut  
Der jüngste Sohn Theodor übernahm am 02.05.1862 das Freigut für 20 000,-Reichstaler von seiner Mutter, obwohl 1849 als Wert noch 25 000 Rthl. eingetragen waren.
Für das Freigut (damals Grundbuch Nr. 33 und zwei Bauerngüter Nr.34 und 23) waren noch 1849 an das königliche Amt Rothschloß 20 Rthl, 20 Sgr. und 10 1/3 Pfg. zu zinsen.
Hinzu kamen Michaelis 3 Scheffel und 12 Metzen Hafer, 10sgr.und 8 Pfg. Auenzins, außerdem 3 Rthl. und 21 Sgr. und 8 Pfg. preuss. Courant ans königliche Domänenamt „abzuführende Rente", wie sie laut Ablösung der Handdienste von 1830 für die Bauerngüter zu zahlen war.
Weitere Texte zu Groß Kniegnitz und die Darstellungen nach 1906 siehe im Anhang.

Ein Ölbild mit Theodor Hoffmann und Mutter Eleonore von dem Maler Eduard Höcker aus dem Jahr 1849 ist noch im Original vorhanden.

Das Bild, das mit „E. Höcker pinxi" signiert ist, entstand kurz nach der Revolution. Barrikadenkampf und Volksaufläufe weichen der Hinwendung zur Familie. Eleonore Hoffmann läßt sich um diese Zeit wie viele Bürgerliche sonst darstellen. Sicher ist sie in Breslau mit den Künstlern in Kontakt gekommen.
E. Höcker stellte schon 1823 in einer Breslauer Ausstellung aus, wie aus dem Schornschen Kunstblatt des Jahres 1823, p.826 hervorgeht.
In gleicher Ausstellung stellte auch Carl Ferdinand Langhans (1782-1869), der Architekt der Breslauer Synagoge „Weißer Storch" und des „Alten Palais" in Berlin, aus. E. Höcker befand sich also in guter Gesellschaft.
Carl Ferdinand Langhans war der Sohn des Architekten Carl Gotthard Langhans(1732-1808), dem Baumeister des Brandenburger Tores.