Schlesische Stammlinie der Familie Hoffmann

                                                    

Theodor Hoffmann,                                   Anna Hoffmann, geb. Ritter

 *Gr. Kniegnitz 18.10.1837                              * Striegau 20.01.1848
                                         °°II.23.05.1871
 + Breslau, Schillerstr.15, am 24.05.1920   Goldberger Vorwerke am  + 13.03.1921

Beigesetzt auf dem Salvatorfriedhof am 27.5. Beigesetzt Salvatorfriedhof am 17.03. (Urk. Breslau IV 705/20) 

Verheiratet war Theodor in 1. Ehe mit Anna Martha Schmidt 1868. Sie starb bei der Geburt des ersten Kindes im Alter von 23 Jahren. Das Kind starb ebenfalls.

Karl Theodor Hoffmann war Stadtrat und Stadtältester zu Breslau.
Rittergutsbesitzer von Reichau = 277ha groß mit 8454 M Grundsteuer Reinertrag.
Freigutsbesitzer zu Groß Kniegnitz von 1862 -1905 = 204 ha groß (1902) mit 8500 M Grundsteuer Reinertrag, und Pächter des Rittergutes Petrikau = 191 ha.
Er war Träger goldenen Ratskette von Breslau und mit dem roten Adlerorden ausgezeichnet.
König Wilhelm I. nahm die Siegesparade im preußisch/deutsch-österreichischen Krieg nach 1866 nicht in Berlin, sondern in Breslau ab. Dieser Krieg, wie überhaupt das 19. Jh., gebar einen neuen Patriotismus, der sich mehr und mehr zum Nationalismus auf allen Seiten entwickelte. All diese Tendenzen fokusierten sich in Breslau.
Im Jahr 1898 formulierte der Pole Poplawski, daß „unsere nationale Bewegung bald auch Breslau… umfasst". a. a .O. Hartmann (vgl.R.v.Weizäcker, Der Weg zur Einheit,S.164-167).
Nach der Reichsgründung 1870/71, also als Theodor Hoffmann heiratete, war der Kulturkampf eine schwere Belastung für Schlesien.
In ihm wurde polnisch mit katholisch identifiziert, was annähernd der realen Konfessionszugehörigkeit entsprach und deutsch mit protestantisch, was so nicht mit der Konfessionszugehörigkeit übereinstimmte.
Oberschlesien nahm durch Industrialisierung, technische Entwicklung und die Eisenbahn einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung.
Von 1800 bis 1900 vergrößerte sich die Bevölkerungszahl auf ca. 2 Millionen Menschen in dieser reich gewordenen Agrar - und Industrielandschaft.
Theodor Hoffmann war Kreisausschussmitglied (6 Mitglieder, der Vorsitzende war der Landrat.) des Kreises Nimptsch von 1872 Gründung bis 1900. Der Kreisausschuss war Organ der Selbstverwaltung, aber auch staatliche Verwaltung. Zugleich war er erste Gerichtsinstanz für die Entscheidung administrativer Streitsachen. So wurde gewissermaßen die Scholzenfunktion fortgesetzt. Sein Wohnsitz war Gr. Kniegnitz und ab 1900 Breslau, Schillerstr.15. Er übte die Funktion eines Dezernenten über die städtischen Güter von Breslau aus und war stellvertretender Vorsitzender vom Landwirtschaftsverein Breslau. Kirchenpatron der evangelischen Kirche zu Reichau. Er baute in Gr. Kniegnitz eine Kartoffelbrennerei. Staatsehrenpreis für züchterische Leistungen in der Rinderzucht.

Der Zwinger lag nahe bei seiner Wohnung.

Feier seines 70. Geburtstags im „Zwinger" in Breslau.

Zwinger (Teatr Lalek) im Jahr 2010

Bauherr des Zwingers war Langhans, der auch das Brandenburger Tor gebaut hatte.

Exkurs zur Zwingergesellschaft
Die Börsengesellschaft. Sie ist zunächst von der Kaufmannschaft ausgegangen, welche sich zu freundschaftlichen Abend-Zusammenkünften im Lokale des Kaufmannszwingers vereinigte. Aber auch andere Familien wünschten daran teil zu nehmen, und so erweiterte sich die Gesellschaft, in welcher jetzt keiner geachteten Familie der Eintritt verweigert wird.
Sie besteht jetzt aus ungefähr 300 Mitgliedern.
Im Sommer kommen diese im Zwinger zusammen. Dieser liegt unweit des Schweidnitzer Tores, links, an der Promenade. Hier war vor Zeiten ein für die Kaufmannschaft eingerichteter Schießplatz mit einer bloß hölzernen Baracke. Nachmals baute man das jetzige Hauptgebäude, späterhin die beiden Flügel. Das Hauptgebäude enthält einen recht schönen Saal.
Der dabei liegende Garten war bis zur Schleifung der Festungswerke nicht breiter als das Haus ist, von einer steinernen Mauer eingeschlossen, und hatte hinten eine sehr hohe, über den Wall emporragende Mauer, damit die Kugeln den Vorübergehenden keinen Schaden zufügen konnten. Als aber die Wälle planiert wurden, kaufte die Kaufmannschaft ein großes, an den Garten anstoßendes Stück Landes dazu, und ließ nun den schönen Garten mit großen Kosten anlegen.
Er ist der schönste Garten in und um Breslau.
Das ihn umgebende eiserne Gitter kostet ungefähr 5000 Rthlr. Dieser Garten steht jedem Mitglied zur Benutzung frei, und wird daher an schönen Tagen zahlreich besucht.
Um 5 Uhr versammeln sich viele der männlichen Mitglieder, teils um sich durch Gespräch, teils durch Billard- oder Kartenspiel zu vergnügen, teils um Zeitungen und Journale zu lesen. Um 8 oder 9 Uhr pflegt die Gesellschaft auseinander zu gehen.
Dienstag Nachmittag und Abend ist Gartenmusik.
Im Winter findet die Versammlung, an welcher aber nur die Männer teilnehmen, in der Börse statt. Von dem neuen schönen Lokal derselben haben wir oben schon gesprochen.
Ein Fremder, welcher die Gesellschaft kennen zu lernen wünscht, braucht sich nur von einem Mitgliede mitnehmen zu lassen, oder sich an einen der sehr gefälligen Herren Vorsteher zu wenden.
Jedes Mitglied zahlt bei der Aufnahme zwei Friedrichsdor, und dann
jährlich 10 Rthlr. (Aus: Beschreibung Breslaus um 1860)
Wendt, Heinrich: Das erste Jahrhundert der Kaufmännischen Zwinger- und Ressourcen-Gesellschaft in Breslau 1805-1905. Festschrift zur Jubelfeier, Breslau ...
Die Zwingergesellschaft nahm nur Christen auf. In einer Doktorarbeit wird auf antisemitistische Haltung geschlossen.

In 2. Ehe des Theodor Hoffmann wurden 5 Kinder geboren.

Drei Söhne und zwei Töchter.

Der älteste Sohn Fritz erhielt 1905 Reichau. Er wurde 1945 in Goldberger Vorwerke von einem Russen bajonettiert, weil er sich vor die Tür der Frauen stellte.

Der zweite Sohn Alexander erhielt das Freigut Gr. Kniegnitz, das er 1906 für 597 400 RM an Amtsrat Heinrich Rohde, Kurtwitz, verkaufte. Dann kaufte er Besitz in der Nähe von Trebnitz, zog nach Breslau 1912 und erschoss sich dort 1914 zu Beginn des 1. Weltkrieges. Er war Leutnant der Reserve.  

Für den jüngsten Sohn Alfred wurde die Erbscholtisei Krelkau gekauft.
Eine Tochter ist mit Georg Ritter, Goldberger Vorwerke, verheiratet gewesen und die
Tochter Martha war mit dem königlichen Oberamtmann und Domänenpächter Franz
Klawiter, Kuttlau verheiratet. Zu ihm fand sich folgender Artikel aus dem Jahr 1955.
Damals dachte man noch an Rückkehr, was heute nicht mehr der Fall ist.