Schlesische Stammlinie der Familie Hoffmann

Zur Erinnerung:

Otto I., der Große (* 23. November 912; † 7. Mai 973 in Memleben) stammt aus dem Geschlecht der Liudolfinger war ab 936 Herzog von Sachsen und König des Ostfrankenreiches (regnum francorum orientalium), ab 951 König von Italien und ab 962 römisch-deutscher Kaiser.

Um 950 begann sich der Zusammenschluss der polnischen Stämme zwischen Weichsel und Oder unter dem Geschlecht der Piasten schon seit einiger Zeit zu verfestigen. Aus dem Gebiet der Polanen drang Fürst Mieszko I., Zeitgenosse und Vasall Kaiser Ottos I., nach Schlesien vor. Er erhielt die Unterstützung des Kaisers, nachdem er um 966 das Christentum angenommen hatte (Taufe). Er selbst stützte die Ottonen in der Nachfolge Otto II. Den Burgberg Nimptsch nahm er für seine Interessen ein.

Ab 990 befand sich Schlesien im sich herausbildenden polnischen Herrschaftsbereich


siehe Anhang-Literatur-Bildnachweis 2 

Polen wollte trotz vieler Bindungen an die Ottonen nicht in die Abhängigkeit des Hlg. Röm. Reiches kommen und unterstellte sich dem Stuhl Petri, was Zahlungen nach Rom zur Folge hatte (Peterspfennig: Das Bistum Breslau lieferte immerhin später eintausendfünfhundert Goldgulden, 43 Groschen und 3 Denare nach Avignon).

Auch Böhmen erhob alte groß-mährische Ansprüche in Schlesien.
Daraus erwuchs ein ständiger Konflikt der polnischen und böhmischen Fürsten.

Zwischen Böhmen und Polen stand das römisch-deutsche Reich mit seinen Interessen.

So entwickelten sich Auseinandersetzungen.

Der Konflikt zwischen den deutschen, böhmischen und polnischen Königen wurde häufig zu Lasten von Schlesien ausgetragen.

Auf dem Bild sind die slavischen Provinzen (links) neben den anderern Provinzen des ottonischen Reiches dargestellt.

Siehe Anhang- Literatur-Bildnachweis 3

Otto I. wollte mit der Gründung des Erzbistums Gnesen eine Verbindung der Slaven mit dem Reich schaffen. Die Völkerschaften des Reiches, darunter die Slawen (links), huldigen den Ottonen aus ihrer Sicht. Mit der Freigabe Gnesens durch Otto III. vom Erzbistum Magdeburg blieb Polen nach Auffassung Kaiser Ottos III. amicus [Freund / Verbündeter] des Hlg. Römischen Reiches, aber realiter verselbständigte sich Polen dadurch eher mehr.

Boleslaw I. wurde 1025 zum polnischen König gekrönt. Polen blieb kulturell dem Reich im Westen verbunden. 


Boleslaw I., der Tapfere

siehe Anhang-Literatur-Bildnachweis 4

"Die zahlreichen in letzter Zeit aufgedeckten Denkmäler...des 10. und 11. Jh.s beweisen sämtlich die besonders enge Verbindung mit der ottonischen und salischen Baukunst..." (Der Grosse Ploetz, S.608)

Zwistigkeiten mit den böhmischen  Herrschern und dem Reich lösten Kriege aus. Aber mit der Zeit verfestigen sich die Grenzen zwischen Polen und Böhmen.

Um 1137 brachte der Glatzer Pfingstfriede Schlesien eine „sichere" Grenze gegenüber Böhmen-Mähren. Diesen Grenzfrieden feierten Boleslaw Schiefmund (1102-1138) von Polen und Sobislaw von Böhmen am 30. Mai 1137 in Nimptsch mit der Taufe des böhmischen Herrschersohns Wenzel.

Im Codex Diplomaticus Silesiae (7.1.) (Künftig CDS zitiert) wurde verzeichnet:“ Nimptsch.- Bald nach dem Feste hebt hier Boleslaws Sohn Wladislaw, Sobieslaws Sohn Wenzel aus der Taufe.“

Solche persönlichen Versöhnungen haben aber nicht grundsätzlich zu Lösungen der Interessenskonflikte dieser Mächte geführt.

Wie im Deutschen Reich versuchten auch in Polen die Fürsten ihren Machtbereich auszuweiten und zu festigen. Innere Nachfolgekämpfe trotz polnischer Senioratsverfassung zwischen den Söhnen Boleslaw Schiefmunds (Krzywousty) folgten. Grob gesehen, sind folgende Positionen zu erkennen. Wladislaw II., Senior und mit den Staufern verbunden, wollte entgegen der Meinung seiner Stiefbrüder, die polnische Einheit mit Hilfe des Reiches aufbauen. Seine Fürsten und Stiefbrüder folgten dieser Linie nicht.

Das Schicksal des polnischen Potentaten Peter Wlast (1080-1153) war ein Zeichen dieser innerpolnischen Nachfolgekämpfe, deren Opfer Wlast wurde. Wladislaws II. (reg.1138-1146) befahl – wohl wegen Hochverrats – Wlast's Blendung [urkundliche Quelle dafür nicht vorhanden]. Nachweislich operierte Peter Wlast (sein Besuch 1144 in Magdeburg fand  nicht nur aus  religiösen Gründen statt) auf Seiten der jüngeren Brüder (z.B. Boleslaw IV. Kraushaar), die ihr Reich entgegen der Politik der Staufer aufbauen wollten. In Folge einer Adelsrevolte, die die Position der jüngeren Brüder und von P. Wlast stützte, musste Wladislaw II., Wygnaniec fliehen. Dabei wirkte auch der Erzbischof von Gnesen, der Wladislaws II. exkommunizierte, mit.

Wladislaw II. erhielt deshalb den Beinamen, „der Vertriebene" (Wygnaniec).

Wer an Omen glaubt, hat hier eines.

Kaiser Konrad III. hatte ihm nach seiner Flucht in Altenburg ein Adelsgut zur Verfügung gestellt (Derwich).

Der Wiedereinsetzungsversuch auf dem Hoftag zu Kaina in Sachsen (1146) durch Konrads III. für Wladislaw II., der ganz Polen vom Reich zu Lehen genommen hatte, scheiterte schon an dem Versuch die Oder zu überschreiten. Aber auch südsächsische Adlige, die sich Hilfe von polnischer Seite in ihren Interessen westlich der Oder versprachen, trugen dazu bei.  

Neben den Auseinandersetzungen zwischen Heinrich dem Löwen und Barbarossa führten  auch die Ereignisse um die Eroberung der Brandenburg (Brennabor) mit polnischer Unterstützung (Heinrich von Antwerpen)  durch Jacza von Köpenick die südsächsischen Fürsten auf die Linie der Staufer. So war auch der politische Versuch des neuen Seniors Boleslaw IV. Kraushaar gegen das Reich langfristig nicht erfolgreich. Zwar verweigerte Boleslaw IV. Kaiser Friedrich Barbarossa den Treueid, aber 1157 erreichte Kaiser Friedrich I. Barbarossa nach einem Feldzug gegen Boleslaw IV. die Anerkennung der Oberhoheit des Reiches durch Boleslaw IV.

Dazu eine Quelle:

Wladislaw II. gestützt vom Reich
„Datum: 1157 (September)
Ort: im Gebiet von Krzyszkowo im Bistum Posen
Nummer: 482
Regestentext:

"Herzog Boleslaw (IV.) von Polen unterwirft sich nach Intervention der Fürsten, besonders des Herzogs Vladislav von Böhmen, dem Kaiser und wird unter folgenden Bedingungen wieder in Gnade aufgenommen:
Er schwört für sich und alle Polen, daß sein im Exil lebender Bruder, (Wladislaw II.), nicht zur Schande des römischen Reiches vertrieben worden sei, er gelobt, wegen des Versäumnisses, bei Hofe zu erscheinen und den Treueid zu leisten, dem Kaiser 2000, den Fürsten 1000 und der Gemahlin des Kaisers 20 Mark Gold und dem Hof 200 Mark Silber zu geben, er schwört, am Italienzug des Kaisers mit 300 Mann teilzunehmen und wird am Hoftag in Magdeburg zu Weihnachten (Reg. 510) erscheinen, um sich dort gegenüber der Klage seines vertriebenen Bruders ausführlich zu verantworten. Nach Leistung des Treueides muß Boleslav noch Geiseln, darunter seinen Bruder Kasimir und andere Edelleute, stellen.“
(Quelle:http://regesta-imperii.digitale-sammlungen.de/regest/ri04_ri_1157-0900_000001_000001_004_001_001_000484_0000000482)

Dennoch hielt sich Boleslaw IV. nicht an die Vereinbarungen.

Erst 1163 nach Rückkehr aus Italien erreichte Friedrich Barbarossa unter Androhung weiterer Feldzüge die Einsetzung der Nachfolger des wegen des polnischen Fürstenkonflikts aus Polen geflohenen Wladislaw II. (Ladislaus-latinisiert), der im Exil im Vogtland starb. Friedrich I. Barbarossa setzte dessen in Altenburg aufgewachsenen Söhne Boleslaw I. (Bolko der Lange), Konrad und Miezko I. in Schlesien ein, die sich erstaunlicherweise in Schlesien und darüber hinaus stabilisieren und etablieren konnten.

20 Jahre später also hatten sich die Staufer durchgesetzt.

1163 wurden zwei Herzogtümer gebildet.

Niederschlesien (Boleslaw †1201) und Oberschlesien (Miezko 1211)

Wappen von Niederschlesien (s. Anhang- Literatur-Bildnachweis 5)

In Niederschlesien war die Stammlinien Hoffmann cirka 500 Jahre ansässig.

Das Herzogtum Schlesien wurde durch Kastellaneien (Burgbezirke) verwaltet. Damals spielten Burgen eine wichtige auf Sicherheit und Verwaltung orientierte Rolle.

Hauptort dieses Verwaltungszentrums war die Burganlage.

Charakteristisch für die adelige Bannherrschaft erscheint es, dass sie eine Burg zum Mittelpunkt hat"... (Mitterauer S.54)

Ein Kastellaneimittelpunkt war Zentrum eines Herrschafts- und Rechtsbereiches.

Die Kastellane hatten eine “unvorstellbare Machtfülle: als Ankläger, Richter und Strafvollzugsorgan in Strafsachen aller Art,…bei besitzrechtlichen Auseinandersetzungen, als oberste Polizeibehörde, als militärische Befehlshaber des Kastellaneibezirkes und Burgkommandant, als Verwalter der dörflichen Naturalabgaben, als Aufseher über die Dienstdörfer und landesherrlichen Güter.“ (Schölzel , S.86 s.u.) Kastellane wechselten etwa alle 6 Jahre (Schölzel s.o).

Die folgende Karte zeigt diese Burganlagen (rote Fähnchen) in Schlesien.

 s. Anhang -Literatur-Bildnachweis 6

Als ein Beispiel sei der Kastellaneibereich Nimptsch ausgewählt.

In diesem Bereich siedelten unsere Vorfahren. Er liegt westlich der Glatzer Neiße und der Oder, südlich von Breslau.

Nimptsch war zunächst der Ort der Kastellane und Sicherheitszentrum der Bewohner und der Siedler.

Der Kastellaneibezirk war nicht identisch mit dem späteren Kreis Nimptsch. Es gehörten Teile der späteren Kreise Reichenbach, Frankenstein, Münsterberg, Strehlen, Nimptsch und Schweidnitz dazu (s. Schölzel; S. 83).

Die Burg Nimptsch lag an der Bernsteinstraße, die von Danzig über Breslau nach Prag führte.

Über Breslau hatte sie auch Verbindung zur „Hohen Straße"- der Via Regia - in Richtung Krakau und Görlitz, Dresden, Leipzig, dem bedeutendsten Verbindungs- und Handelsweg Schlesiens im Mittelalter.


  s. Anhang-Literatur, Bildnachweis 7

Schon für das 6. Jh wurde in Nimptsch eine spätgermanische Burganlage vermutet. Grabungsergebnisse legen solche Schlüsse nahe.

s. Anhang-Literatur-Bildnachweis 8

Die strategisch bedeutsame Anlage Nimptsch am Hauptverkehrsweg zwischen Prag/Wien sowie Breslau, Gnesen, Danzig (Bernsteinstrasse) spielte bei den Ansprüchen Böhmens und Polens auf Schlesien eine gewichtige Rolle und wurde 990 bereits erwähnt.

Der von Monachus Sazavensis (aus dem Kloster Sázava) schriftlich belegte Name Nemzi stellt den ältesten überlieferten Orts- und Gebietsnamen in Schlesien dar (CDS.T.7.cz SR.1).

990 Krieg zwischen Mesco und Boleslaw, in welchem dieser Niemptsch verliert." (Ann.Hild. /Ann.Prag. ("Henicis perdita est)") (CDS.T.7.cz1; SR 1).

Der Fortsetzer des Cosmas (Mon.Sazaw ad Cosm.M.G.IX, 149) erwähnt für 990:

„Nemci perdita est".

Auch der Chronist Thietmar von Merseburg (975-1018) (Thietm.VII.47) hatte schon 1017 von Nimptsch als frühgermanischer Burganlage gehört und erwähnt deshalb Nimptsch als alte germanische Siedlung. Die Burg sei „einst von den Unsrigen“ gebaut. Neben dieser ihm überlieferten Meinung teilt er allerdings über das Nimptsch seiner Zeit in aller Deutlichkeit mit: “Nimptsch, posita in pago Silensi“- Nimptsch (im Gau Schlesien gelegen) wurde von Kaiser Heinrich II. im Juli 1017 vergeblich belagert. Der Kaiser musste unverrichteter  Dinge nach Böhmen abziehen (CDS).

Papst Adrian IV. bestätigte 1054 am 9. Mai in Rom dem Bistum Breslau seine Besitzungen und erwähnte mehrere Kastellaneien, darunter „Nemechi" (CDS).

Nimptsch entwickelte sich mehr und mehr zu einem piastischem Verwaltungszentrum.

1093 Nemci oppidum, 1124 Nemecia und 1137 die Erwähnung der Taufe des böhmischen Fürstensohnes Wenzel, anlässlich des Grenzfriedens der Polen mit Böhmensprechen für die Bedeutung der Kastellanei.

Seit 1155 wurde Nimptsch (Nemechi-CDS, 9. Mai) in der Funktion eines piastischen Kastellaneimittelpunktes belegt. (S. 362, Schlesien, hrsg. Dr. Hugo Weczerka, Stuttgart, 1977).

Auch in einer Urkunde des Klosters Leubus, das nach 1163 gegründet wurde, wurde am 23. Mai 1202 Nimptsch erwähnt. Herzog Heinrich gab folgende Anweisung an das Kloster Leubus, als er mit seinen Baronen die Grenzen der Besitzungen des Klosters Leubus umschritt: “… so sollen sie dies so thun, dass die Strasse von Domazlow (Domslau) durch Gola nach Schloss Nemsche“ (Nimptsch) nicht gestört wird (CDS).

Diese Notiz zeigt, wie sehr der Herzog bei der Besiedlung auf sein Sicherheits- und Verwaltungszentrum Nimptsch achtete.

Interessanterweise erwähnt diese Urkunde von 1202 den wohl ersterwähnten Kastellan Wilesco von Nimptsch (CDS).

Auch Herzog Heinrich I. und Hedwig von Andechs hielten sich kurzzeitig auf der Nimptscher Burg auf.

Anfänglich stellten polnische, dann auch deutsche Adlige die Kastellane.

1202

Wilesco, cast. de Nemsch

1206

Santzivoy Kastellan von Nimptsch

 

1207

Kastellan Sandzynnoy von Nimptsch (vermutlich derselbe)

1230

trat mit Jaroslaus, dem Kastellan von Nimptsch (Urkunden des Klosters Kamenz) „…presentibus comite Iarozlao Castellano de Nemchii…“ ein Vorfahre der von Michelau-Pogarell, einem bedeutenden polnischen Adelsgeschlecht mit viel Besitz zwischen Frankenstein, Nimptsch und Brieg (W.Kuhn, s.o.) hervor.

1247, 1.10.

wurde Boguslaw (einer der vielen aus dem Geschlecht der Pogarell-Michelau) als Kastellan von Nimptsch erwähnt.

1250

Jaxa (Jaks), Kast.v. Nimptsch (1253 war er Kastellan von Breslau, CDS,T.9)

1255

bis 30. Juli, Johann von Würben, Kastellan von Nimptsch (dann Kastellan in Ritschen). Dort in Ritschen war noch 1253 Graf Mrotczko Kastellan, CDS, T.9.

1260

Petriko (Peter) von Nimptsch

1282

Frisco (Friedrich-Fritz) von Waldow

1288/ 1292

wurde Symon Gallicus in der Funktion eines Kastellans von Nimptsch bezeugt. Seine fränkische Herkunft ist unbestritten.

Als herzoglicher Dienstmann war er schon 1251 erwähnt.

1295

war Friczko von Waldau (s.o.1282) Kastellan von Nimptsch. (StA Breslau, Senitz, Samml.Hd.I,1a; CDS: Kastelanei Nimptsch (selten erwähnte Castellane!)

Neben den Kastellanen gab es auch Tribune, die nur spezielle militärische Vollmachten hatten, wie z.B.1203 Voytech, tribunus de Nemchi (CDS).

Unter den Kastellanen ist die Familie Michelau-Pogarell insbesondere hervorzuheben:


Wappen der Pogarell,  s. im Anhang-Literatur-Bildnachweis 9 

Es war ein Burg gesessenes Geschlecht, wie das Familienwappen zeigt, und stellte mehrere Kastellane, auch Äbte und Bischöfe.

(Zur Familie hat Dr. Eistert veröffentlicht).

Viele Kastellane besaßen die Wasserburg Vogelgesang und die Güter Woislowitz und Pangel als Lehen. Vogelgesang war noch um 1250 klösterliches Eigentum.  

Herzog Wladislaus hatte 1267 das Dorf Lopenitz an das Kloster Kamenz gegen Vogelgesang (W. Kuhn a.a.O. 56.) getauscht, vermutlich zwecks besserer Ausstattung der Kastellane.