Schlesische Stammlinie der Familie Hoffmann

Der schlesische Adler mit der bekannten, silbernen Brustspange oder Mondsichel (Quelle: Ausstellung Leubus)

Ohne landesherrliche Erlaubnis (ius ducale = fürstliches Recht) konnte Besiedlung in diesem Gebiet nicht stattfinden.

„Wo sich in Osteuropa die agrarische Innovation der Ostkolonisation durchsetzte, lag die Initiative dazu stets bei fürstlichen, geistlichen bzw. adeligen Grundherren." (Mitterauer ,S.61)

Die Besiedlung Schlesiens war wesentlich Besiedlung nach fürstlichem Recht. Die Siedler waren durch die polnisch-piastischen Herrscher, die westlich orientiert waren (M.Derwich, S.142/143), zum Besiedeln des Landes aufgefordert worden.

Nicht durch Eroberung oder Kolonialisierung im heutigen Sinn erfolgte also die Besitzübernahme der Grundstücke.

Es waren an westlichen Vorbildern der Herrschaftsorganisation orientierte Fürsten, die die Hufenverfassung auf fürstlichem Fiskalland einführten." (Mitterauer, S.61)

Von Herzögen, Klöstern, Bischöfen, Grafen und anderen Adligen gerufen, organisierten verschiedenste Lokatoren das Siedlungsgeschehen im Land.

Im ländlichen Bereich setzten sie Scholzen, im fürstlichen, städtischen und klösterlichen Bereich Vögte ein.

Die Klöster hatten ihre eigenen Klostervögte (Laien/Ritter), die ebenfalls Schulzen in den Klosterdörfern einsetzten.

Besiedlung vollzog sich durch Rodung und Vergabe von Flächen, die dem Siedler zur „besazunge" gegen Abgaben oder zuvor erbrachte Leistungen für den Fürsten als Allod, Lehen oder Hufen zur Bewirtschaftung übergegeben wurden.

Dies geschah dort und in ganz Europa zwecks Erweiterung der nutzbaren Flächen.

Siedlungsbeispiele

Frühestes Siedlungsbeispiel ist das Kloster Leubus.


Kloster Leubus (Internetrecherche 2011 Wikipedia)

Ein Blick auf die Klosteranlage des 18. Jh. lässt Macht und Bedeutung des Klosters, die es sich mit der Zeit erworben hatte, erkennen.


Leubus 2010, Foto: Hoffmann

Es ist schmerzlich zu sehen, wie mühevoll dieses geschichtlich bedeutsame Kloster nur unter großen Problemen erhalten werden kann.

Das Heinrichauer Gründungsbuch spricht davon, dass schon Boleslaw der Lange an verschiedenen Orten seinen Bauern Land zugeteilt habe („diversis in locis suis rusticis terram distribuctet."  S.134).

Der Versuch einer effektvollen Besiedlung mit Breslauer Augustinerchorherren scheiterte aber, darum wurde dann ab 1249 vor allem Zisterziensern immer mehr die Besiedlung übertragen.

Eine frühe Besiedlung wird vermutet "als König Miesla II. (dies war Mieszko II.) in Polen Gemahlin, die Rixa (dies war Richeza (Richenza), Tochter des Pfalzgrafen Ezzo (Enzo) von Lothringen und Nichte Otto III.) eine Teutsche, die Örter um Nymptsch und Frankenstein den Teutschen zu bewohnen eingegeben…und dieweil die meisten unter denselben sollen Franken gewesen sein…“ (Aus Merian, S.139, Herzogtum Schlesien, vgl. auch CDS 1202). Mit Sicherheit sind unter den frühen Siedlern auch Mittelfranken gewesen. Zu bedenken ist allerdings, dass der Begriff „Franke" oft ein Synonym für westeuropäische Siedler war, also auch für Sachsen und Thüringer. Der Bezug auf die Franken scheint sich noch im Ortsnamen Frankenstein zu zeigen.

Die Stadt Frankenstein ist dennoch erst 1286 gegründet worden, als schon vorwiegend sächsische (Meißen /Oberlausitz) und thüringische Siedler eingewandert waren. (W. Kuhn, Neue Beiträge zur schlesischen Siedlungsgeschichte, 1984).

So erhielt Frankenstein seinen Namen von den schon älteren Orten Frankenberg (1255) und Löwenstein, die zuvor schon kleine schlesische Städtchen waren.

Der Name des Ortes Frankenberg kam wiederum von einem Ort in der Nähe von Chemnitz, also aus Sachsen.

Dr. Rudolf (s.u.), verweist auf Belege, dass für 86% des schlesischen Adels die ursprüngliche Herkunft aus Sachsen/Meißen und Thüringen anzunehmen sein wird. Dafür spreche auch der Bau der Elisabethkirche in Breslau. Die heilige Elisabeth von Thüringen war ja Namenspatronin. Ausserdem war sie eine Nichte der heiligen Hedwig.

Auch Orte wie Reichenbach und Trebnitz, Strehlen, ja selbst Halbendorf (u.v.a.) sind im sächsischen/lausitzischen (Senitz) und thüringischen Bereich bereits mit gleichem Namen vorhanden.

Siedler von dort haben die Namen nach Schlesien getragen.

Dietrich, der Sachse, ein Schulze, bekam 1288 das Dorf Malewicz (Mollwitz) bei Brieg gelegen zur Aussetzung nach deutschem Rechte im Gesamtumfang von 67 Hufen.

Thüringische Besiedlung in Schlesien ist auch durch den Namen „Dühringer" belegt und spiegelt sich in der Sage vom Kynast, wo erzählt wird, dass der Landgraf von Thüringen die Mauer der schlesischen Burg Kynast umritt, worin sich wohl das „Umschreiten", das Vermessen, bei Neugründungen von Burgen und Siedlungen sagenhaft äußert.

Eine solche Sage gibt es schon von der Wartburg.

Noch 1325 wurden in Brieg ein Theodericus, "der Schenk von Apolda" und 1340 ein Heinrich Thoringus (Thüring) als Breslauer Bürger genannt (CDS T.30).

Ein Albertus Turingus wurde als camerarius et familiaris abbatis 1353 im Kloster Leubus erwähnt.

Auch Theoderich von Altenburg war 1338 als Deutschordensmeister belegt.

Die Ansiedlung von willigen Siedlern aus anderen Gegenden war ebenfalls durch herrschaftliche Besiedlung geprägt (Fürsten, Klöster und Grafen). Von Heinrich I. wurden ausdrücklich die Deutschen in Kittelau (1210) und Peilau (1230) benannt.

1189 wurde die Kirche von Tinz erwähnt; ebenfalls Peilau und der Ort Pilz (1202) bei Frankenberg.

Schon 1204 wurde Schmitzdorf (Schmiededorf =Chowolowo juxta Nipchi) bei Nimptsch aufgeführt (SR 1). Der Herzog schenkte Schmitzdorf dem Breslauer Vincenzstift, damit sich die Mönche aus den Einnahmen des Dorfes Schuhe kaufen könnten, wie aus den Urkunden hervorgeht.

1208 wurde „…Gorka in provincia de Nemchi eingetauscht…".

1210 erwähnen die Urkunden …"Gola (Guhlau) mit den Deutschen, die in Kydlinis (Kittelau) wohnen sollen…" (CDS) "…Gola cum Teutonicis qui in Kydlinis dicitur manere…" (Urkunden des Klosters Kamenz).

Die angeführten Orte lagen gemäß Urkunden des Klosters Kamenz (1260/1262) bei Nimptsch und lassen sich noch heute dort finden.

Ebenso existieren noch heute im Bereich Nimptsch die Dörfer Dürr-Brockuth, Grögersdorf, Pudigau, Pristram, Roswitz, Pangel und Silbitz, in denen teilweise polnisches Recht galt. Ob dort „zweifellos Nachkommen früherer Krieger (woije)" (s. Lit.) wohnten, sei dahingestellt. Eher ist dies in Kittelau anzunehmen, wo Bogenschützen erwähnt wurden und dort wo man Pfeilspitzen fand, wie bei Gr. Kniegnitz.

Da die herzoglichen Dörfer Senitz und Gr. Kniegnitz im Altsiedelland liegen, wird man sie wegen der großen Nähe zu den oben genannten Orten zu diesen frühen Siedlungen im Bereich Nimptsch rechnen müssen.

Ebenso früh erwähnt wurde Karzen (1242/1266).

Wie überall siedelten sich um Burgen Dörfer mit Handwerkern an.

(Schmiede, Stellmacher, Bäcker, Köche, Brauer u.a., auch Dienstleute für die Burgbewohner)

In Panthenau wohnten die „sanctuarii" (im kirchl. Dienst Tätige, auch nicht Geweihte, wie z.B. Glöckner), in Chelak Gesinde, in Lagiewnik=Heidersdorf Lägelmacher/Fassmacher/Böttcher, in Kuchendorf (Chuchari) Köche, in Peccari die Bäcker/Müller.

Als kirchlicher Besitz wurden diese Dörfer um 1250 erwähnt (CDS. 10.Juni1250).

Einige wurden kurz danach gemäß deutschem Recht umgesetzt und zusammengelegt oder erhielten neue Namen, wie Heidersdorf, für das 1255 bereits ein villicus=Schulze von Heidenrichsdorf genannt ist, der ein weiteres Dorf im Kreis Frankenstein neu vermessen hat.

Zum Vergleich: Urkundlich wurde z.B. Cölln/Berlin, die Doppelstadt an der Spree, zwischen 1237 und 1244 erstmalig genannt.